Toxikose





Trächtigkeitstoxikose

Ätiologie

Die Trächtigkeitstoxikose (Gestationsketose) ist eine lebensbedrohliche Entgleisung des Stoffwechsels während der späten Trächtigkeits- und frühen Laktationsperiode. Sie tritt vor allem bei Meerschweinchen, seltener bei Kaninchen und anderen Nagern auf. Oftmals gibt es nicht eine einzige Ursache, sondern vielmehr einen Komplex verschiedener Bedingungen und Ereignisse, die zum krankheitsauslösenden Moment werden können. Die Heilungschancen sind gering, jedoch um so höher, je eher die Krankheit entdeckt und gezielt behandelt wird. Dabei ist es um so wichtiger, nicht nur die vorhandenen Behandlungsmöglichkeiten zu kennen, sondern vielmehr um die Wichtigkeit und Notwendigkeit einer Prophylaxe zu wissen.

 

Therapie

Eine Therapie der Trächtigkeitstoxikose, mit Aussicht auf vollkommene Genesung von Mutter und Jungtieren, ist zwar durchaus möglich, aber in den meisten Fällen doch fraglich. Dies ist bedingt durch den rapiden körperlichen Verfall bei dieser schweren Erkrankung. Nichts desto trotz gibt es Therapiearten, die zur Rettung der Sau und ihrer Feten eingesetzt werden können und mit denen Züchter und Halter von Meerschweinchen einige gute Erfolge erzielt haben.
Nicht nur aufgrund der relativ wenigen Behandlungsmöglichkeiten, die sich bieten, sondern auch wegen der vielen positiven Erfahrungsberichte über das "Hand-in-Hand-Gehen" naturheilkundlicher und allopathischer Therapieverfahren bei der Trächtigkeitstoxikose, möchte ich diese hier nicht getrennt aufzeigen, sondern als eine gemeinschaftliche Chance zur Heilung der Erkrankung darstellen.

 

 

Antibiotische Behandlung von Infektionen

Manchmal tritt im Zuge der Trächtigkeitstoxikose leider auch eine bakterielle Sekundärinfektion auf. Hier hilft die Behandlung mit speziellen antibiotischen Medikamenten, deren Wahl und Verabreichung dem Tierarzt vorbehalten sind. Am Häufigsten kommen hierbei Baytril und Marbocyl zum Einsatz, wobei einige Züchter lieber auf die, nur bedingt "meerschweinchentauglichen" Tetracycline vertrauen.

 

 

Ursachen

Wie bereits erwähnt, gibt es meistens nicht "die eine" Ursache für das Auftreten der Trächtigkeitstoxikose. Oft liegt der Grund dafür eher in einer Verkettung von Umständen, von denen einige als gesichert, andere als noch wenig erforscht, betrachtet werden müssen.

Nachfolgend eine Auflistung der bekanntesten Faktoren.

Übergewicht

Übergewicht des Muttertieres schon vor der Trächtigkeit, wobei dieses nicht immer äußerlich sichtbar sein muß. Besonders die Verfettung von Organen setzt nämlich deren Leistungsfähigkeit herab und somit auch die gesamte Leistungsfähigkeit der Sau.

Bewegungsmangel

Bewegungsmangel, vor allem in Kombination mit Übergewicht, stellt ein weiteres großes Risiko dar, da sich der Stoffwechsel und die Zirkulation des Blutes bei abnehmender Aktivität dahingehend verlangsamen, daß Giftstoffe und Stoffwechselendprodukte der Mutter und der Feten nur noch in geringem Maße ausgeschieden werden können. Ursache für geringe Aktivität sind vor allem zu kleine Käfige/ Ställe/ Extraboxen für die Geburt, in denen sich die Sau entweder kaum bewegen kann, oder aber Futter und Wasser in ihrer unmittelbaren Nähe stehen. Dadurch fehlt eine entscheidende Bewegungsmotivation. Besonders bei Separation der trächtigen Sau von ihrer Gruppe/ ihrem Partner, tritt häufig ein Phänomen auf, das sich "Sitzstreik" nennt. Ohne Gesellschaft von Artgenossen und die Konkurrenz um Futter, fehlt diesen Säuen einfach der Anreiz, sich zu bewegen.

Stress

Meerschweinchen sind sehr anfällig für Stress und Stress hat für Meerschweinchen viele Gesichter. Die Liste ist lang und reicht von fehlenden Rückzugsmöglichkeiten, hoher Besatzdichte, häufiger Handhabung, Lärm, Futtermangel, Änderung der Gruppenkonstellation, bis hin zu plötzlichem Erschrecken durch wenig vertraute Personen oder eine unbedachte Bewegung des Halters selbst.

Noxen

Umweltgifte und Pharmazeutika können jeden Organismus schwächen und auch Krankheitserreger (Viren, Bakterien) stellen eine Gefahr für die trächtige Sau dar.

Hitze

Meerschweinchen sind, aufgrund ihrer Herkunft aus überwiegend rauen, kühlen Klimazonen, eher in der Lage Kälte zu kompensieren, als Hitze. Steigt die Temperatur, z.B. im Sommer, auf extreme Werte (>35 ° C) an, bzw. befindet sich die trächtige Sau in einem überhitzten, stickigen Raum, dann wird sie ihre Aktivitäten auf ein Minimum reduzieren, um durch Bewegung nicht noch zusätzliche, körpereigene Wärme zu produzieren.

Feten

Würfe mit vielen Feten, bzw. solche mit großen Feten, strapazieren den Körper der Mutter extrem. Zudem verdrängen die Ungeborenen nach und nach die Organe der Bauchhöhle. Der Magen wird zusammengedrückt und die benötigte Futtermenge kann, trotz vorhandenen Appetits, nicht mehr aufgenommen werden.

Endogene Auslöser

Wissenschaftlich noch wenig erforscht, sind hormonelle und genetische Faktoren, als Ursache für die Entstehung der Trächtigkeitstoxikose.

Klinisches Bild

Die Trächtigkeitstoxikose tritt schleichend auf. Haben sich erste Symptome manifestiert, ist die Krankheit oftmals schon soweit fortgeschritten, das eine Rettung der Sau und ihrer Feten fast unmöglich wird. Darum ist es auch von höchster Bedeutung, trächtige Weibchen so oft wie möglich zu beobachten bzw. auf Anzeichen einer Erkrankung zu kontrollieren und Abnormitäten in ihrem Verhalten sehr ernst zu nehmen. Die Trächtigkeitstoxikose ist vergleichbar einem Teufelskreis, der, sobald er in Gang gesetzt ist, nur noch schwer durchbrochen werden kann.

Auffallendstes Symptom ist ein rapider Gewichtsverlustinnerhalb der letzten 3 Trächtigkeitswochen. Hierbei kann die Sau binnen 96 Stunden bis zu 12-18 % ihres Körpergewichtes verlieren. Ebenfalls auffällig sind eine Anorexie und Adipsie, da trächtige Säue, aufgrund des erhöhten Energiebedarfs, normalerweise einen enormen Appetit an den Tag legen. Beginnende Inaktivität, bis hin zu Apathie und Somnolenz kennzeichnen den weiteren Verlauf der Erkrankung. In ihrem Erscheinungsbild zeigt die Sau glasige, eingesunkene Augen und ein leicht gesträubtes, raues Haarkleid. Unter Umständen bemerkt man eine gluckernde, gurgelnde Atmung. Riecht man an der ausgeatmeten Luft des Tieres, erkennt man einen süßlichen, toxischen Geruch, annähernd vergleichbar mit dem von Nagellackentferner (Aceton wird teilweise über die Lungen abgeatmet). Es treten Kau-, später auch Schluckstörungen, sowie vermehrtes Speicheln auf und bei dem Versuch der Zwangsernährung zeigen manche Säue einen Würgreflex (Meerschweinchen können sich, aufgrund anatomischer Besonderheiten, nicht übergeben). Bewegungsabläufe verlangsamen sich und wirken plump. Bei Palpation fühlt sich der Torso hart und steif an, eventuell gibt die Sau dabei leise, klagende Schmerzenslaute von sich. Häufig treten Verdauungsstörungen auf. Der Kot ist breiig bis schleimig überzogen. Man kann unwillkürliche Muskelzuckungen erkennen; diese besonders im Bereich des Abdomens und der hinteren Extremitäten. Die Bewegungen der Feten im Mutterleib verlangsamen sich aufgrund der negativen Energiebilanz, die sich im Verlauf der Krankheit auch auf sie auswirkt, bis zum völligen Stillstand. Erfolgt die Geburt nicht umgehend, kommt es zum Abort.
Lebendgeborene sind untergewichtig, schwach, zittrig und unterzuckert. Ihre Sterberate ist hoch. Ohne Behandlung fällt die Sau schnell ins Koma. Der Tod kann bereits nach 24 Stunden eintreten, meist aber nach 2-4 Tagen.

 

Prophylaxe zur Eindämmung des Risikos der Trächtigkeitstoxikose

Wie schon in den vorherigen Kapiteln angesprochen, ist die Prophylaxe zur Eindämmung des Risikos trächtiger Säue, im Verlauf ihrer Trächtigkeit an einer Toxikose zu erkranken, enorm wichtig und unbedingt erforderlich. Somit sollte sich jeder Halter, Züchter und auch Zwischenhändler (z.B. in Zoohandlungen) der Verantwortung bewusst sein, die er für seine Tiere trägt und auch dementsprechend handeln.

 

Vermeidung von Adipositas und Mangelerscheinungen

Um Übergewicht und Mangelerscheinungen bei Meerschweinchen zu vermeiden, sollte man gut über ihre Nahrungsgewohnheiten und ihren Nährstoffbedarf bescheid wissen.

Meerschweinchen gehören zu den Herbivoren und sind somit auf die Aufnahme rohfaserreichen Futters angewiesen. Sie bedürfen einer artgerechten, regelmäßigen Fütterung, da sie in freier Natur, über den Tag verteilt, bis zu 100 kleine Portionen zu sich nehmen. Dies ist wichtig für ihre Darmperistaltik, da sie, aufgrund der schwachen Muskulatur ihres Gastrointestinaltrakts, auf ständigen Futternachschub angewiesen sind.
Im Schnitt sollte ein Meerschweinchen täglich 4% seines Körpergewichtes in Gramm Futter aufnehmen, wobei diese Menge anhängig ist von verschiedenen Faktoren, wie etwa dem Nährstoffgehalt des angebotenen Futters, Individualitäten (Krankheit, Trächtigkeit) und Umwelteinflüssen (höherer Energiebedarf bei Kälte).

Meerschweinchen brauchen einen gewissen Anteil an essentiellen Nährstoffen, der über eine ausgewogene Ernährung gedeckt werden sollte.

Eiweiße

Herbivore decken ihren Bedarf an essentiellen Aminosäuren durch hochwertige pflanzliche Proteinträger. In der Gesamtration benötigen sie 14-18% Rohprotein. Neben dem Blinddarmkot (Caecotrophie), erfolgt die Eiweißaufnahme über Extraktionsschrot aus der Ölfruchtverarbeitung (z.B. Soja, Erdnuss, Leinen), Getreidekörner (z.B. Hafer), Sonnenblumenkerne und Leinsaat (Adipositasgefahr!), junges Wiesenheu und Grünfutter, sowie Futterhefe.

Tierische Eiweiße sind für Meerschweinchen tabu.

Fette

In den Sommermonaten decken gesunde Meerschweinchen ihren Bedarf an ungesättigten Fettsäuren durch gutes Grünfutter. Im Winter kann man zusätzlich Sonnenblumenkerne und Leinsamen (Adipositasgefahr!), Hafer, Erdnuss- und Weizenkeimöl, Hülsenfrüchte, Produkte der Ölfruchtverarbeitung und gelben Mais in Ergänzung verfüttern.

Kohlenhydrate

Der Rohfaseranteil im Futter von Meerschweinchen sollte bei 15-18% liegen. Rohfaser wird durch die mikrobielle Verdauung im Dickdarm teilweise aufgeschlossen. Den Bedarf beim Meerschweinchen deckt man über Heu ad libidum.

Mineralstoffe

Meerschweinchen reagieren sensibel auf eine unausgeglichene Mineralstoffzufuhr. Wichtig ist es, auf den Calciumgehalt und das Calcium/ Phosphor Verhältnis (1,5:1) des Futters zu achten. Adulte Tiere benötigen etwa 6g Calcium pro Kg/ Futter. Ein Übermaß an Calcium wird renal exkretiert, was die Entstehung von Harnkonkrementen fördert. Tiere mit bekannter Urolithiasis dürfen keine calciumhaltigen Produkte verfüttert bekommen.

Vitamine

Vitamin C: Feten erhalten es über den Plazentakreislauf und speichern es in der Leber, bis sie es nach der Geburt, in Eigenversorgung, aufnehmen können. Ein Vitamin C Mangel kommt beim Meerschweinchen schon nach 2-3 Wochen zum Tragen.
Der durchschnittliche Tagesbedarf sieht bei Jungtieren 3 mg, bei Adulten 10 mg und bei trächtigen/ kranken Tieren 20 mg an Vitamin C vor.
Vitamin K+B: Diese Vitamine werden über die Caecotrophie des Meerschweinchens substituiert.
Vitamin A+D: Beide Vitamine sind fettlöslich und werden bei übermäßigem Verzehr nicht ausgeschieden. Ein hohes Maß an Vitamin D führt zur erhöhten Resorption von Calcium und begünstigt somit die Entstehung von Harngries und Harnsteinen.
Vitamin A findet sich besonders in Karotten.

Es gibt verschiedene Futtermittel, die man bei Meerschweinchen und auch bei anderen Nagetieren in Heimtierhaltung unterscheidet.

Grundfutter

Heu dient den Meerschweinchen als Grundfutter und muß immer ad libidum zur Verfügung stehen. Es weist einen hohen Rohfaseranteil auf, hat jedoch eine geringe Energiedichte und sollte deshalb nicht als Alleinfutter dienen.
Beim Meerschweinchen ist es für die Darmperistaltik und den Zahnabrieb unentbehrlich.

Grünfutter

Es gibt wilde (z.B. Löwenzahn, Brennessel, Huflattich,...) und kultivierte (z.B. Klee, Luzerne, Süßlupine, Erbse,...) Grünfutterpflanzen. Im Frühjahr weisen sie ihren höchsten Nährstoffgehalt auf und sind sehr eiweiß-, aber wenig rohfaserreich. Meerschweinchen müssen langsam an jegliche Form von Grünfutter gewöhnt werden, da sie bei übermäßigem Verzehr mit Verdauungsstörungen reagieren.

Gemüse und Obst

Beides sollte vor der Verfütterung immer gut gewaschen werden, da Meerschweinchen auf Insektizide hochsensibel reagieren. Besonders der hohe Nitratgehalt einiger Salatsorten stellt ein zunehmendes Problem dar. Es ist immer günstig, die äußeren Salatblätter zu entfernen und nur die Herzen zu verfüttern. Vorsicht ist auch bei Kohl geboten, da dieser stark blähend wirkt. Nicht gefressene Frischfutterreste müssen nach einigen Stunden aus dem Gehege entfernt werden.

Trockenfutter

Dieses wird, laut Deklaration, in Alleinfuttermittel und Ergänzungsfuttermittel unterteilt.
Alleinfuttermittel sind oftmals jedoch nicht zur alleinigen Fütterung und Nährstoffversorgung geeignet. Wichtig ist die Kontrolle der Inhaltsstoffe auf der Verpackung, wobei man von den Produkten absehen sollte, die gar keine Inhaltsstoffauflistung beigefügt haben.
Ergänzungsfuttermittel sind zur Beifütterung bestimmt und enthalten oft einen hohen Anteil an Vitaminen, Spurenelementen und Mineralien. Man sollte sie deshalb, so sie überhaupt benötigt werden, vorsichtig dosieren.
Auch Snacks und Leckereien (z.B. Knabberstangen) zählen zu den Ergänzungsfuttermitteln. Sie sind oft mit nicht artgerechten Inhaltsstoffen versetzt und zudem hochkalorisch. Ebenso sollte auf Salzlecksteine verzichtet werden, da Meerschweinchen nur einen geringen Natriumbedarf haben. Es besteht die Gefahr von Natriumintoxikation und Urolithiasis (Calciumcarbonat in Lecksteinen). Hier stellen ungespritzte Obstzweige eine Alternative zum Knabbern und Lecken dar.

Kraftfutter

Dieses hat einen höheren Energiewert und eine höhere Nährstoffdichte, als das Grundfutter.
Hierzu gehören z.B. Getreide, Haferflocken, Sonnenblumenkerne (Adipositas!) Erdnüsse, Kleie und Kartoffelflocken. Man sollte es vor allem kranken, schwachen, alten, wachsenden, trächtigen und laktierenden Meerschweinchen verfüttern.
Auch Pellets (Heu- und Kraftfutterpellets) zählen in diese Kategorie. Sie haben, je nach Zusammensetzung, viele Ballaststoffe, Vitamine, Mineralien und Spurenelemente.

Regeln zur Verfütterung von Trockenfutter

-sachgerecht lagern und auf das Verfallsdatum achten (sonst z.B. Vitaminzerfall, Fettranzigkeit)

-auf wählerische Meerschweinchen achten, die sich nur "die besten Happen" (meist hochkalorische Bestandteile) raussuchen

-nur abgepackt kaufen, da bei unverpacktem Futter oft Schädlinge (z.B. Lebensmittelmotten) und Keime enthalten sind

-bei Rudelhaltung mit ausgeprägtem Dominanzverhalten darauf achten, daß jedes Tier das bekommt, was es benötigt

-Heu und ausreichend Wasser ad libidum

-darauf achten, daß angemessene Portionen verfüttert werden, weil einige Meerschweinchen auch aus Langeweile fressen (70)

Um noch etwas zu kommerziellem Mischfutter zu sagen, so ist es bei diesem oft der Fall, daß darin ungeeignete Bestandteile oder Nährstoffverteilungen, die in keinem Verhältnis zum Bedarf des Tieres stehen, angeboten werden. Oft sind "schwammig" deklarierte Angaben (z.B. tierische und pflanzliche Nebenerzeugnisse) darin enthalten und Beimengungen vorhanden, die durch grelle Einfärbung und künstliche Strukturschaffung auf besondere Nahrhaftigkeit hinweisen sollen. Dem ist in den meisten Fällen nicht so und viele Meerschweinchen bekommen durch ein Übermaß dieser Produkte schwere Verdauungs- und Fermentationsstörungen, sowie langanhaltende Obstipationen.

Zusammenfassend möchte ich sagen, daß es sehr wichtig ist, auf das richtige Futter für Meerschweinchen und vor allem dessen Zusammensetzung zu achten, besonders, wenn man beabsichtigt, mit seinen Tieren zu züchten.
Meerschweinchendamen sollten, um einer fütterungsbedingeten Toxikose aus dem Weg zu gehen, niemals mehr als 1000 g, zum Zeitpunkt der Aufnahme durch den Bock, wiegen.


Zum Schluss soll noch angemerkt sein, daß sich mit zunehmender Trächtigkeit auch die Nährstoffzusammensetzung des Futters dahingehend ändern muß, wobei der Rohproteinanteil der Nahrung 18-20% und der Rohfaseranteil 15% nicht unterschreiten sollte (71).
Die Vitamin C - Versorgung liegt bei 20 mg pro Tag.

Futterliste mit Aufschlüsselung des Vitamin C-, Calcium- und Phosphatgehaltes

(©Ilse Hamel)

 

pro 100g Vitamin C (mg) Calcium (mg) Phosphor (mg)
Brennessel 200 190 61
Brokkolie 115 105 82
Chicorée 10 26 26
Endivien 10 54 54
Eisbergsalat 3 19 18
Fenchel 93 109 51
Futterrüben 35 40 25
Gurke 8 15 23
Klee 40 370 65
Kohlrabi 63 68 51
Kopfsalat 13 20 22
Löwenzahn 33 158 70
Luzerne, frisch k.A. 450 62
Luzerne, Heu k.A. 950 250
Mangold 39 103 39
Mais 12 2 83
Möhren 7 41 36
Paprika 140 10 29
Petersilie
(!wehenfördernd!)
166 245 128
Tomaten 25 9 18
Weißkohl 47 49 29
Äpfel 12 7 12
Aprikosen 10 17 22
Bananen 11 8 27
Birnen 5 9 13
Erdbeeren 62 24 29
Hagebutten 1250 257 258
Kiwi 71 40 31
Mandarinen 32 33 19
Nektarinen 8 4 24
Orangen 50 42 22
Pfirsiche 10 8 21
Pflaumen 5 14 18
Erdnüsse 0 40 341
Leinsamen k.A. 198 662
Sonnenblumenkerne,
geschält
k.A. 100 61

 

 

 

Temperaturproblematik

Wie schon im Kapitel über die auslösenden Faktoren der Trächtigkeitstoxikose erwähnt, ist Hitze einem Meerschweinchen nicht zuträglich und kann bei trächtigen Tieren eine Toxikose begünstigen. Darum sollte man sich, sofern die Trächtigkeit nicht ungeplant zustande gekommen ist, gut überlegen, ob man seiner Sau eine Trächtigkeit in den heißen Sommermonaten zumuten möchte. Viele Züchter sehen zum Glück davon ab und bevorzugen die gemäßigten Frühjahrs- und Herbstmonate.
Sollte man trotzdem im Hochsommer eine trächtige Sau betreuen, so kann man ihr die Zeit bis zur Geburt durch geeignete Kühlungsmaßnahmen erträglich gestalten. Dazu zählen im günstigsten Fall Klimaanlagen (sofern man eine hat), aber auch das Aufstellen von Ventilatoren am geöffneten Fenster (Vorsicht vor Zugluft! Nur indirekte Kühlung ist ok.), sowie gefrorene, in Handtücher gewickelte, Akkupads oder Getränkeflaschen in Nähe der Meerschweinchen. Auch Fliesen aus dem Baumarkt, die man einfach ins Gehege legt, versprechen Abkühlung und die Schweinchen legen sich gern darauf oder zumindest in die unmittelbare Nähe.

Abschließend ist noch zu sagen, daß nicht jede Totgeburt oder jedes verstorbene Muttertier auf eine Erkrankung durch die Trächtigkeitstoxikose zurückzuführen ist. Es gibt beim Meerschweinchen noch andere Krankheiten im Bereich der weiblichen Geschlechtsorgane, die ebenso bedrohliche Symptome, Aborte und die Notwendigkeit eine Kaiserschnitts hervorrufen können. Leider ist manchmal nicht ganz klar, was nun der Auslöser für auftretende Geburtsprobleme und/ oder das Sterben von Sau und Feten ist, weshalb ich es für unbedingt notwendig halte, im Fall der Fälle Rücksprache mit tiermedizinisch geschulten Personen zu halten und das betroffene Tier genauestens zu untersuchen und alle Eventualitäten abzuklären, bevor eine gezielte Therapie erfolgen kann.

 



Mit freundlicher Genehmigung von Katharina Seifert.