Allgemeinwissen

 



Meerschweinchen wurden ca. 5000-2000 v. Chr. in Südamerika domestiziert.

Im 16. Jahrhundert wurden Hausmeerschweinchen nach Europa und Nordamerika exportiert. Von diesen stammen somit alle dortigen Meerschweinchen ab. Jedoch existieren weiterhin unabhängige, ältere Linien in Südamerika. Sie sind im Durchschnitt kleiner und scheuer als die in Europa und Nordamerika bekannten Meerschweinchen und werden zu Speisezwecken und rituellen Zwecken gehalten.

In neuerer Zeit wurden in Südamerika aus besonders großen Meerschweinchen so genannte Riesenmeerschweinchen gezüchtet, die dort in Intensivmast zur Fleischproduktion gehalten werden. In Deutschland sind diese Tiere als Cuys bekannt.

 
 

Kurzhaarrassen:

 
  • Das Glatthaar-Meerschweinchen hat kurzes (ca. 3 cm), glattes Fell und ist sicher die häufigste Rasse.
  • Das Rosetten-Meerschweinchen zeigt überall am Körper Wirbel, die die kurzen Haare abstehen lassen. Der Rassestandard schreibt mind. 8 symmetrisch angeordnete Wirbel an bestimmten Körperstellen vor.
  • Das American oder English Crested besitzt kurzes, glattes Fell und eine Krone auf dem Kopf, wobei diese bei American Cresteds immer weiß ist.
  • Das Ridgeback ist ein Glatthaar-Meerschweinchen, bei dem die Rückenhaare gegen den Strich wachsen. Sie werden nach Selektion aus Rosetten- und Glatthaar-Meerschweinchen gezüchtet.
  • Der Rexist eine Meerschweinchenrasse mit drahtigem, rauhem, aufrecht stehendem kurzen Fell. Eine sehr ähnliche Rasse ist das Teddymeerschweinchen.
  • Der US-Teddy ist eine Meerschweinchenrasse mit ähnlicher Fellstruktur wie der Rex, jedoch sind die Haare feiner gewellt. (Am besten unterscheidet man beide Rassen an der Bauchbehaarung.)
  • Der CH-Teddy ist eine eigene Mutation mit ca. 6 cm langem, vom Körper abstehenden Fell. Eine Krone wird toleriert; Körperwirbel jedoch nicht.


Aufgrund der energiereicheren und saftigeren Ernährung der Hausmeerschweinchen hat sich auch der Verdauungstrakt mit der Zeit angepasst. Der Magen ist größer, so dass Hausmeerschweinchen auch mit größeren Mahlzeiten auf einmal klar kommen. Der Dünndarm ist länger, um eine längere Strecke zum Entwässern des Nahrungsbreies zu haben. Auch Blind- und Dickdarm sind größer, wahrscheinlich eine Folge der zum Teil erheblich von der Grasnahrung des Tschudi abweichenden Futters, mit welchem die Tiere seit Jahrtausenden klarkommen müssen.

Bei der Geburt liegt das Gewicht bei ca. 50 bis 140 Gramm, erwachsene Tiere wiegen zwischen 1000-1300 Gramm (Männchen) bzw. 800-1200 Gramm (Weibchen). Nach etwa einem Jahr ist das Wachstum abgeschlossen. Die Geschlechtsreifetritt aber schon viel früher ein. Die Angaben darüber schwanken etwas. Für Männchen wird eine Geschlechtsreife mit 2,5 Monaten angegeben, für Weibchen mit ca. 2 Monaten – bei frühreifen Weibchen auch schon mit 3 bis 4 Wochen. Der weibliche Zyklus dauert durchschnittlich 18 Tage.

Lebenserwartung: 6 bis 8 Jahre (Extremfälle bis 15 Jahre)

 

Körpertemperatur: 37,5-39 ° Celsius (bei extremeren Abweichungen zwischen 37,4-39,5 ° Celsius)

 

Atemfrequenz: 100-130 Züge pro Minute (in Extremfällen bis zu 150 Zügen pro Minute)

 

Herzfrequenz: 230-380 Schläge pro Minute (durchschnittlich 300 Schläge pro Minute)

 

Sehvermögen: Meerschweinchen besitzen einen weiten Sichtradius, können dafür Entfernungen schlechter abschätzen. Sie können zwar Farben unterscheiden, diese scheinen aber keine größere Bedeutung zu besitzen. Das Verhältnis der Stäbchen (welche für das Hell-Dunkel-Sehen verantwortlich sind) zu den Zapfen (welche für das Farbsehen verantwortlich sind) beträgt 4-5:3.

Hörvermögen: Meerschweinchen besitzen ein weiteres Hörspektrum als Menschen, besonders, was hohe Töne betrifft. Laut Ilse Pelz liegt „die oberste Hörgrenze [...] bei 33.000 Hertz (beim Menschen etwa 15.000 bis 20.000 Hertz), die untere Grenze liegt bei etwa 16 Schwingungen pro Sekunde (beim Menschen etwa gleich).“

 

Geruchssinn: Meerschweinchen besitzen einen sehr gut ausgeprägten Geruchssinn, welcher jenen des Menschen bei weitem übertrifft. Der Geruchssinn scheint der wichtigste Sinn für die Tiere zu sein. Sie nehmen ihre Umwelt sehr stark über Gerüche wahr.

 

Tastsinn: Meerschweinchen verfügen über Schnurrhaare (Vibrissen), mit denen sie sich im Dunkeln besser orientieren können.


Hausmeerschweinchen haben einen polyphasischen Aktivitätsrhythmus, d.h. Aktivitäts- und Ruhephasen wechseln sich mehrfach ab. Das gilt nicht nur für den Tag, sondern auch für die Nacht. Rund um die Uhr nehmen Hausmeerschweinchen 60 bis 80 kleine Mahlzeiten zu sich. Daher ist es sehr wichtig, dass den Tieren rund um die Uhr zumindest Wasser und Heu zur Verfügung stehen. Ihre Hauptaktivitätszeiten können die Tiere an Umweltbedingungen oder Gewohnheiten ihrer Besitzer (Fütterungszeiten, Beschäftigung) anpassen.

 

 

Einzelhaltung

 

Die dauerhafte Einzelhaltung ist nicht artgerecht im Sinne des Tierschutzgesetzes. Hausmeerschweinchen sind Rudeltiereund brauchen mindestens einen artgleichen Partner. Allein gehalten entwickeln sie Verhaltensstörungen. Dennoch bereitet es im Allgemeinen keine Schwierigkeiten, auch Meerschweinchen, die länger allein gehalten wurden, wieder mit Artgenossen zu vergesellschaften. Menschen können keinen artgleichen Partner ersetzen, genauso wenig wie Kaninchen. Die von vielen Zoofachgeschäften empfohlene Haltung von einem Kaninchen und einem Meerschweinchen verstößt gegen das Tierschutzgesetz. Der Grund liegt unter Anderem darin, dass beide Tiere unterschiedliche Kommunikationsmuster besitzen und sich deshalb nicht verständigen können.

 

Gruppenhaltung

 

Meerschweinchen können in Gruppen ab zwei Tieren gehalten werden. Möglich sind gleichgeschlechtliche Gruppen sowie auch Gruppen mit einem kastrierten Böckchen und einem oder mehreren Weibchen. Bei der Haltung mehrerer Böckchen in einer Gruppe sollte auf eine gerade Anzahl der Böckchen geachtet werden, da ungerade Anzahlen zu häufigeren Beißereien führen. Auch reine Weibchengruppen sind oft harmonischer, wenn sie eine gerade Anzahl aufweisen. Wenn Böckchen einmal Kontakt mit Weibchen hatten oder den Duft von weiblichen Meerschweinchen riechen, lassen sie sich meist nicht mehr mit Böcken vergesellschaften und fügen sich dann gegenseitig zum Teil sehr starke Verletzungen zu.

 

Werden Böcke ab 250g Gewicht und vor der Ausbildung der vollen Geschlechtsreife kastriert, werden sie von Altböcken nicht als Rivalen erkannt und können nun in Gruppen mit Weibchen und einem Bock oder mit einem Zuchtbock vergesellschaftet werden.

 

Kastration

 

In den meisten Fällen ist es so, dass nur männliche Tiere kastriert werden. Zum einen ist bei Weibchen dieser Eingriff sehr riskant und auch teuer, da er viel größer ist als bei Böcken. Zum anderen ist es auch sinnvoller den Bock zu kastrieren, da man in den meisten Fällen mehrere Weibchen mit einem Bock zusammen hält und nicht umgekehrt.

 

Böcke kann man schon jung kastrieren, aber auch bei älteren Tieren, bis etwa vier Jahre, ist das noch möglich. Es hängt jedoch vom Gewicht und Gesundheitszustand des Bocks ab und sollte mit dem Tierarzt besprochen werden.

 

Unter Frühkastration versteht man, dass schon kleine Böckchen, die noch nicht geschlechtsreif sind, kastriert werden. Der Vorteil davon ist, dass sie meist (aber nicht immer) weniger dominant werden. Ab welchem Alter der Eingriff vorgenommen wird, ist von einem Tierarzt zum anderen verschieden. Die einen kastrieren Böcke schon mit etwa 4–5 Wochen und einem Gewicht ab 300 Gramm, meist wird jedoch etwa bis zur 5. Woche gewartet, denn dann kommen die Hoden herunter und der Eingriff ist weniger riskant.

 

(Der US-Teddy, der Ch-Teddy und der Rex sind genetisch nicht miteinander verwandt. Verpaart man sie untereinander, würde man Glatthaarmeerschweinchen erhalten.)

 
  • Das Curly ist ein Lunkarya mit kurzem Fell
  • Das Somali ist ein Rex mit Wirbeln, die an ein Rosettenmeerschweinchen erinnern
 

Langhaarrassen:

 
  • Das Angora ist ein langhaariges Rosettenmeerschweinchen. Die Rasse ist noch nicht offiziell Anerkannt, jedoch auf dem Weg dazu.
  • Ein Peruaner ist ein Meerschweinchen mit langem, glatten Fell, 2 Wirbeln auf dem Hinterteil und einer auf dem Kopf. Ebenfalls sehr typisch für diese Rasse ist der Mittelscheitel. Seine Haare können bis zu 50 cm lang werden, deshalb wird empfohlen, das Fell der Tiere auf Bodenlänge zu stutzen, um die Pflege zu erleichtern und ein Verschmutzen des Fells zu verhindern.
  • Das Sheltie ist ein Meerschweinchen mit langem, glatten Fell.
  • Das Coronet ist ein Meerschweinchen mit langem, glatten Fell wie bei einem Sheltie und einer Krone auf dem Kopf.
  • Das Alpaka ist ein gerexter Peruaner.
  • Der Texel ist ein gerextes Sheltie.
  • Das Merino ist ein je nach dem wie man es betrachtet ein gerextes Coronet oder ein Texel mit einer Krone auf dem Kopf.
  • Das Mohair ist ein Angora mit langem, (zapfen-)lockigen Fell.
  • Das Sheba Mini Yak ist eine australische Rasse. Sie entstanden aus australischen Shelties und Rosetten-Meerschweinchen. Die Haare sind eher harsch und nur halblang.
  • Das Lunkarya stammt aus Schweden und hat harsche, abstehende lange Locken, die dominant vererbt werden (im Gegensatz zu den anderen Lockentieren, bei denen die Lockung rezessiv ist)
 

Eine weitere Fellvariante sind die Satinmeerschweinchen. Sie zeichnen sich durch einen besonders starken Glanz des Fells aus, der dadurch entsteht, dass die einzelnen Haare hohl sind. Satinmeerschweinchen können in allen Rassen und Farben gezüchtet werden. Wegen des gehäuften Auftretens einer speziellen Knochenkrankheit, ist die Zucht dieser Tiere umstritten.

Farben

 

Schon die Inkas kannten verschiedene Farbvarianten bei den Meerschweinchen. Mit der gezielten Herauszucht von Farben wurde jedoch erst im 20. Jahrhundert begonnen:

 

Vollfarben:

 
  • Schwarz
  • Rot
  • Weiß
 
  • Schoko
 

Zu den Vollfarben gibt es viele Aufhellungstöne die bis zu weiß variieren können.

 
  • Einfarbig Diese Tiere zeigen nur eine Farbe (self). In der schwarzen Farbreihe kann sie von schwarz über sepia, schoko, slate blue und lilac bis zu Himalaya variieren. In der roten Farbreihe gibt es die Aufhellungen von rot über gold, safran, creme, beige, buff bis zu rein weiß (keine Albinos!).
 
  • Agouti: Bei dieser Art, die der Urform sehr nahe kommt, ist jedes einzelne Haar zweifarbig, wobei das Haar am Ansatz und an der Spitze einen Farbton aus der schwarzen Farbreihe besitzt, das sogenannte Ticking, während es in der Mitte eine Bänderung der roten Farbreihe aufweist. Sie ähnelt daher der verwandten Art der Meerschweinchen gleichen Namens (Agoutis). Die Fellfarbe Agouti kann weiterhin in vielen Variationen auftreten, die Naturfarbe der Meerschweine nennt sich Goldagouti(schwarz-rot). Zusätzlich gibt es auch Solidagoutis, bei denen die schwarze Spitze fast vollständig verschwunden ist. Häufige Agoutifärbungen sind beispielsweise lemonagouti, salmagouti, grauagouti und cinnamonagouti.
 
  • Argente:
     
    Lilac-Weiß-Argente - Weiß
     
    Lilac-Weiß-Argente - Weiß
    Den Argentes fehlt die Haarspitzenfärbung der Agoutis. Diese Haarzeichnung nennt man Tipping. Die Unterfarbe ist ein Farbton der schwarzen Reihe und die Deckfarbe bis in die Haarspitzen aus der roten Farbreihe. Die meisten Argentes haben rote Augen.
 
  • Lohe-Farben sind mutierte Agoutizeichnungen, die sich ähnlich dem Lohekaninchen darstellen. Hierbei sind Abzeichen am Bauch (Bauchstreifen wie beim Agouti), sowie im Gesicht. Die restliche Körperfarbe ist Einfarbig. Man nennt die Meerschweinchen mit roten Abzeichen Tan, mit weißen Fox und mit cremfarbenen Abzeichen Otter. Die Lohe-Farben gibt es auch, wenn noch selten, auch in der Kombination mit Solidagoutis. Hierbei ist das Ticking, welches bei den Solids auch am z.B. Bauch vorherrscht, auch bei der Lohe-Zeichnung anstatt der einfarbigen Abzeichen zu sehen.
  • Mehrfarbig dazu zählen die schon erwähnten Agoutis. Außerdem gibt es Schildpatt-Tiere, die gleichmäßige schwarze und rote Farbfelder haben. Ein weiteres Gen kann bewirken, dass die Farben ineinander verlaufen. Das wird Brindle oder Magpie genannt.
 
  • Dalmatiner und Schimmel sind Fellzeichnungen, bei der einzelne Haare der Tiere weiß sind. Beide Zeichnungen beruhen auf der gleichen Erbanlage. Das unterschiedliche Aussehen wurde durch Zuchtauswahlerreicht: Bei Schimmel sind die weißen Haare diffus im Fell verteilt, beim Dalmatiner bilden die farbigen Haare Punkte ähnlich wie bei einem Dalmatiner-Hund. Bei dem Gen für diese Zeichnung handelt es sich um einen Letalfaktor. Dieser Letalfaktor wirkt bei Verdoppelung tödlich, d. h., dass man nie ein Schimmel mit einem Schimmel verpaaren darf, weil sonst keine lebensfähigen Jungtiere entstehen.
Alle Farbvarianten können in Aufhellungsfarben und in Kombination mit weißen Feldern auftreten.