Meeri-Geburt





Liebe Leser, folgenden Text habe ich der Seite "The Golden Nuggets von Thea Paar entnommen. Da Thea verstorben ist, kann ich sie leider nicht mehr um Erlaubnis fragen, diesen Text übernehmen zu dürfen. Deshalb hoffe ich, nicht gegen das Urheberrecht zu verstoßen. Sollte sich wider Erwarten jemand daran stören, soll er sich mit mir in Verbindung setzen, und ich werde natürlich den Text dann von der HP nehmen. Ich fände das aber sehr bedauerlich, weil ich die Ausführung von Thea Paar sehr informativ und lehrreich für meine Leser und mich finde.



Das Weibchen sucht sich manchmal schon Tage vor Geburt eine ihm geeignet erscheinende Ecke im Käfig aus, in der es werfen möchte.
 
Kurz vor Geburt sollte man spätestens den Bock separieren, da Säue unmittelbar nach Geburt brünstig werden und somit sofort nachgedeckt werden könnten.
 
MS bauen keine Nester, sie sind Nestflüchter, d.h. die Jungen kommen völlig entwickelt, mit offenen Augen, vollständigem Haarkleid und bereits bleibendem Gebiss zur Welt. Ihre Milchzähne wechseln sie noch vor Geburt im Mutterleib. Die Babys werden normal in Kopflage geboren, sobald die Schnauze ersichtlich ist, wird sie vom Muttertier durch Aufbeißen der Eihülle befreit, damit das Baby sofort atmen kann. Erst wenn das Baby geboren ist und die Mutter die Nabelschnur durchtrennt hat, beginnt sie die Eihaut und die Mutterkuchen jedes Babys aufzufressen. Es werden allerdings nicht immer komplett alle Plazenten aufgefressen. Durch die im Mutterkuchen befindlichen Hormone wird die Milchbildung angeregt.
 
Die Geburt ist abgeschlossen, wenn sich das Muttertier zu putzen beginnt . Gleich anschließend bekommt die Mama tierischen Hunger und muss erstmal eine kräftige Mahlzeit zu sich nehmen, wie Körner und vor allem saftiges Grünzeug, erst danach widmet sie sich wieder ihren Babys.
 
Kräftige Babys machen manchmal sofort nach Geburt ihre Erkundungsgänge und beginnen am Heu zu knabbern, während kleinere Babys sich noch einige Tage länger in der Wurfecke aufhalten bei der Mutter, bis sie Alleingänge wagen. Instinktmäßig machen sich Babys bald nach der Geburt auf die Suche nach den Zitzen um zu saugen. Auch das Saugen fördert nochmals den Milchfluss, wobei es u.U. bis zu 12 Std. dauern kann, bis die Milch endlich eingeschossen ist. Andere Käfiggenossen, die zusammen mit werdenden Müttern im Käfig leben, egal ob Böcke oder Säue, gehen immer in gewisse Distanz, wenn 1 Sau wirft, sie legen sich möglichst weit ab der Wurfecke entfernt und warten dort geduldig ab, bis die Geburt vorbei ist, erst dann kommen sie hervor, um die neuen Erdenbürger neugierig zu begrüßen. Es kommt allerdings auch schon mal vor, dass manche MS den Müttern beim Trockenlecken ihrer frisch geborenen Babys helfen. Sind mehrere befreundete Mütter in einem Käfig, so teilen sie sich die Brutpflege, d.h. jedes Baby darf wahllos bei allen Müttern trinken.

 

 

Geburtsanzeichen

Die Mütter zeigen außer einer leichten Nervosität, leichtem An­schwellen der Brustdrüse, manchmal scharren einer kleinen Mulde keine besonderen Anzeichen, wann die Geburt losgeht. Ein geschulter Züchter kann jedoch durch Ertasten der Schambeinfuge abschätzen, wann er in etwa mit der Geburt rechnen kann. Die Schambeinfuge ist eine bindegewebige Verbindung zwischen dem rechten und linken Schambeinknochen, die dem Geschlechtsteil vorgelagert sitzt. Diese Fuge ist normalerweise geschlossen und beginnt sich ab dem 5.Tag vor Geburt zu öffnen. Sobald die Fuge so weit geöffnet ist, dass zwischen diesen entstehenden Spalt locker ein Zeigefinger dazwischenpasst, steht die Geburt kurz bevor. Man muss jedoch mit Zeitschwankungen von 12 Std. bis zu 3 Tagen rechnen, jede Geburt ist individuell etwas verschieden in dieser Hinsicht.

 

Geburtsgewicht

Das Geburtsgewicht der MS- Babys liegt etwa zwischen 60 – 130g. Selten mehr oder weniger. Die Überlebenschancen von Neugeborenen, die leichter als 60g sind, sind als kritisch zu betrachten bzw. nicht alle unter ihnen überleben. Extrem große + schwere Babys laufen indessen eher mal Gefahr wegen erschwerter Geburt und längerer Geburtsdauer zu ersticken. In den ersten 4 Lebenstagen können die Neugeboren bis ca. 6g verlieren, bevor sie beginnen täglich zuzunehmen.

 

Geburtshilfe

Sollte man beobachten, dass 1 Weibchen während der Geburt eines seiner Jungen nicht sofort aus der Eihaut befreit, kann man unterstützend eingreifen, indem man die Eihülle im Bereich der Schnauze aufreißt, damit das Baby atmen kann. Normalerweise macht das die Mutter selbst, sobald die Schnauze des Babys aus dem Geburtskanal heraus schaut. Manche Mütter reagieren jedoch manchmal etwas überfordert oder lassen sich durch ihre bereits geborenen Babys ablenken.

Zeigt ein Baby kaum Lebenszeichen nach der Geburt bzw. ist recht schlaff und regungslos, kann es helfen, wenn man es mit einem Tuch trocken rubbelt (zur Kreislaufanregung) und für eine Weile warm hält.

Kommt es zu einer Geburtsstockung, bei der Schnauze oder Kopf des Babys bereits sichtbar sind aber die weitere Austreibung trotz Wehenfunktion + Pressen der Mutter stagniert, kann man helfend eingreifen, indem man das Baby bei jeder Wehe  ein Stückchen herauszieht (dazu den Fingernagel unter den oberen Schneidezähnen des Babys einhaken). Der Zug muss äußerst vorsichtig geschehen, unter Abwartung jeder neuen Wehe, um einen Gebärmuttervorfall zu vermeiden! Im Zweifelsfall keine Zeit vergeuden und sofort zum Tierarzt fahren.

 

Geburtsprobleme

Risikofaktoren für tragende Mütter und deren ungeborene Babys:

  •       Bakterielle oder virale Infektionen
  •       Pilzinfektionen
  •       Ernährungsdefizite (u.a. Fettleibigkeit, Unterernährung, Kalziumdefizit)
  •       Futterumstellung während der Trächtigkeit
  •       Stress (z.B. durch Umgebungswechsel oder Gruppenumsetzungen)
  •       Wurfgröße
  •       Alter der Mutter (z.B. Gebärmutterstockung)
  •       Größe + Anzahl der Babys
  •       Giftstoffe (Insektizide, Medikamente, verschimmeltes oder ranziges Futter)
  •       Fieber

 

Geburtsstockung, siehe auch Geburtshilfe

Die Geburt gerät ins Stocken, Babys bleiben im Geburtskanal stecken oder kommen gar nicht heraus.          Geburtsstockungen können vorkommen bei zu jungen oder zu alten erstgebärenden Weibchen. Andere Ursachen sind extrem große Babys, zu eng gebautes Becken, Wehenschwäche (auch bei Kalziummangel), falsche Lage eines Babys (Steißlage oder Querlagen im Bauch) oder deformierte bzw. missgebildete Babys. Geburtsstockungen kommen bei übergewichtigen Säuen häufiger vor als bei normalgewichtigen. Vorzeitiger Blasensprung und damit Verlust allen Fruchtwassers oder abgestorbene, harte Früchte im Bauch können ebenso Probleme bei der Austreibung der Früchte verursachen. Gaben von Wehenmitteln + Kalzium können versucht werden, wobei vorher allerdings abgeklärt sein muss, das weder Beckenanomalien, noch eine falsche Lage (eines oder mehrerer Babys, Einkeilung) etc. vorliegt. Also besser röntgen lassen, bevor Wehenmittel eingesetzt werden.

 

Kaiserschnitt

Wenn ein Kaiserschnitt erfolgen soll, dann muss es rechtzeitig getan werden! Je länger die Sau von Beginn der Geburt an warten muss, umso geringer sind die Überlebenschancen von ihr und den Babys. Wenn die Babys tot sind, ist die Prognose für die Mutter schlecht. Soweit (5 Fälle) starben keine Säue bei der Operation selbst, wenn dann gewöhnlich erst 2- 48 Std. später, durch Schock, Toxikose etc.

Es ist wahrscheinlich vergeblich zu operieren, wenn das Werfen bereits mehr als 24 Std. erfolglos geblieben ist.

Meinem Eindruck nach zu urteilen, liegen die Gründe für das Müttersterben nach operativen Eingriffen meist in einer Trächtigkeitstoxikose durch Leberstoffwechselentgleisung. Dieser Zustand tritt auch jedes Mal auf, wenn ein trächtiges Tier gestresst ist und dadurch seine Nahrungsaufnahme reduziert ist. Durch OP ist die Nahrungsaufnahme zwangsläufg unterbrochen.

Gründe die einen Kaiserschnitt erforderlich machen können:

  • Mangel an Gebärmutterkontraktionen bei Wurfbeginn (= Wehenschwäche bzw. Gebärmutterträgheit)
  • Falsche Lage des Babys
  • Versagen der Gebärmutterausdehnung
  • andere, weniger häufige Faktoren sind Beckenanomalien (Fehlkonstruktion)



 

Nachgeburt

In der Plazenta befinden sich u.a. Hormone, die während der Tragzeit an der Ausbildung der Brustdrüse und der Milchbildung beteiligt sind. Nach der Geburt fressen MS- Mütter ihre Nachgeburten teilweise oder gänzlich auf. Dieses Verhalten dient zum Schutz vor Fressfeinden in der Natur, des Weiteren wird dadurch die Milchsekretion gefördert  (V.C.G. Richardson).

Zu jedem Baby gehört eine eigene Plazenta (Mutterkuchen). Es ist lebenswichtig, möglichst darauf zu achten, dass nach 1 Geburt alle Mutterkuchen ausgestoßen werden. Die Plazentagrößen und die Durchblutung der Plazenten bestimmen den Ernährungsanteil jedes einzelnen Babys, was auch die manchmal recht drastischen Gewichtsunterschiede der Babys aus 1 Wurf erklärt.

 

Nachgeburtsblutung

Meerschweinchen verlieren nach abgeschlossener Geburt i.d.R. nur noch wenige Trpf. Blut.                Nachblutungen halten längstens 1-2 Tage nach Geburt an. Werden länger anhaltende oder stärkere Blutungen beobachtet, evtl. auch mit Allgemeinstörungen der Sau einhergehend, sollte man vom Tierarzt Gebärmutterentzündung, zurückgebliebene Gewebsreste oder Geburtsverletzung etc. ausschließen lassen.

 

Nachgeburtsverhaltung

Nachgeburtsverhaltungen kommen bei übergewichtigen Sauen häufiger vor als bei schlanken Zuchtweibchen.

Sollte man bei der Geburt zufällig anwesend sein, ist es ratsam gleich mitzuzählen, ob pro Baby auch eine Plazenta ausgestoßen wurde.

War man bei Geburt nicht anwesend, muss man sich auf die wenigen Anzeichen stützen, mit denen die Sau ihr Unwohlsein aufgrund einer Nachgeburtsverhaltung nach einer Geburt ausdrückt.

Anzeichen:                                                                          Die Geburt kann völlig normal verlaufen sein, trotzdem ist die Mutter nachher kaum am Fressen oder an ihren Babys interessiert, liegt stattdessen viel in verschiedenen Ecken herum, wechselt häufiger die Seiten auf denen sie liegt, man kann u.U. auch beobachten, das sie versucht, sich mit einem Hinterbein immer wieder in ihren Bauch zu treten, als ob sie versuchen wollte die festsitzende Plazenta dadurch loszuwerden. Die Nachblutungen sind verstärkt und bestehen länger als normal. Insgesamt macht die Sau einen recht bedrückten Eindruck. Wird die festsitzende Plazenta nach 1 –2 Std. noch nicht ausgestoßen, sollte man möglichst schnell zum Tierarzt gehen und von ihm Wehenmittel und Calcium (Calcium unterstützt die Wehenfunktion) verabreichen lassen.

Je länger die Geburt bereits zurück liegt, umso weniger effektiv schlagen Wehenmittel noch an, so dass manchmal auch eine operative Ausräumung unter Antibiotikaschutz erforderlich werden kann.              Alternative: Auch „Küchenschelle“ zusammen mit „Frauenwurzel“ in homöopathischer Aufbereitung und in bestimmter Potenz - nach strengen Anweisungen eines Heilpraktikers für Tiere verabreicht, zeigen recht gute Erfolge.

Die Plazenta muss spätestens nach 12Std. draußen sein, sonst besteht Lebensgefahr durch einsetzende Fäulnis!

 

Nachwuchs

Die meisten Weibchen bekommen in einem Wurf 2- 4 Junge. Seltener sind Einlingsgeburten oder 5- 6 Junge oder mehr pro Wurf. Der bisher größte Wurf, von dem mir bisher berichtet wurde, war ein 10 er- Wurf (5 daraus überlebten!). In großen Würfen überleben selten alle Junge.

 

Neonataler Tod

Damit sind jene Babys gemeint, die zum korrekten Geburtstermin geboren wurden und nach wenigen Tagen sterben.

Mögliche Ursachen: Herzfehler - oder andere Organmissbildungen, Lungenschäden aufgrund verschluckten Fruchtwassers, Infektionen (diaplazentar oder später erworbene), fehlender Saugtrieb (sekundär, falls nicht erkannt), Hirnschäden (durch Sauerstoffmangel) aufgrund erschwerter Geburtsbedingungen mit neurologischen Ausfallserscheinungen (Koordinationsstörungen, Trinkschwäche).

 

Nestflüchter

Alle Nestflüchter kommen gut entwickelt zur Welt, mit der Fähigkeit ihre Geburtsstätte recht früh zu verlassen.

Auch die Meerschweinchen gehören zu den Nestflüchtern und sind nach Geburt schon recht selbständig. Je nachdem wie fit bzw. wie groß und kräftig die Kleinen nach Geburt sind, machen sie noch am selben Tag erste Erkundungsgänge durch den Käfig oder versuchen Heu und anderes Futter aufzunehmen. Siehe hierzu auch Aufzucht Jungtiere und Geburt.

 

Tragzeit

Die Tragzeit beträgt normalerweise 68 Tage (67 – 72 Tage).

 

Trächtigkeit

Eine Trächtigkeit sieht man den Säuen erst ab der 4- 5.Trächtigkeitswoche an, ab hier geht ihr Gewicht steil aufwärts und der Bauch nimmt Rundungen an den Seiten an.

Erst 3 Wochen vor Geburt fühlt man die ersten Kindsbewegungen im Bauch. Man fühlt die Tritte, Drehungen und das Zähneknirschen der Babys durch sanftes Abtasten der Bauch­seiten. Der Bauchumfang der Sau kann beträchtliche Ausmaße annehmen, zudem nehmen Säue in der Tragzeit teils bis zu einem Drittel (oder sogar mehr) des eigenen Körpergewichts zu!

 

Trächtigkeitstoxikose

Die Trächtigkeitstoxikose oder auch Gestationsketose, ist eine Leberstoffwechselentgleisung während der Tragzeit. Eine Fettleber liegt dieser Erkrankung zugrunde. (siehe hierzu auch „Leberverfettung“ auf der Seite „Krankheiten“) Leberverfettung entsteht u.a. durch falsche Ernährung (zu energiereich) und Übergewicht, Umweltgifte (Schadstoffe), Medikamente, Vitaminmangel und Giftstoffproduzierende Krankheitserreger (auch Schimmelpilzgifte). Verfettete Organe können nur noch eine verminderte Leistung erbringen, wobei ihnen aber gerade in der Trächtigkeit Höchstleistungen abverlangt werden. Im letzten Trächtigkeitsdrittel, in der die Gewichtskurve und die Aktivität der Früchte tgl. immens ansteigen, ist der Energiebedarf für die Mütter und deren ungeborenen Babys am höchsten. Dies ist die kritischste Zeit, in der sich durch eine energetische Unterversorgung eine Trächtigkeitstoxikose entwickeln kann. Ist die Energiezufuhr zu gering, greift der Körper zwecks Energiegewinnung auf seine Fettdepots zurück, letztendlich kommt es zu einer krankhaft gesteigerten Fettmobilisation (Fett wird zur Leber transportiert, um dort in leicht verfügbare Energie umgewandelt zu werden). Beim Ab- und Umbau zu Kohlenhydraten jedoch entstehen giftige Stoffwechselabfallprodukte, die aufgrund der in Mitleidenschaft gezogenen Organe nicht mehr ausreichend abgebaut werden können und somit zur Vergiftung des Tieres führen.

Bei der eintretenden Azidose (Störung des Säure- Basenhaushaltes, mit pH- Verschiebung zur sauren Seite hin) entstehen in der Leber aufgrund des gestörten Kohlenhydrat - und Fettstoffwechsels "Ketonkörper", die über den Urin (feststellbar mittels Urinteststreifen) ausgeschieden und in Form von Aceton über die Lunge abgeatmet (Atemluft riecht süßsäuerlich) werden. Die Säureausscheidungskapazität der Nieren kann erschöpfen, es kommt zu Urin - pH- Verschiebungen  von normal 9 auf 5 - 6 (messbar per Urinteststreifen). 

Durch anhaltenden Hungerzustand kann es auch zu einer Übersäuerung des Darmes mit Verschiebung der Darmflora kommen. Als Folge können pathologische Krankheitserreger leichter bzw. ungehindert die Darmwände passieren und den Organismus  überschwemmen, was das schon dramatische Krankheitsbild noch zusätzlich erschweren kann.

Es hat sich gezeigt, dass meist übergewichtige Meerschweinchen dem erhöhten Risiko, eine Trächtigkeitstoxikose zu bekommen, ausgesetzt sind. Sicher kann beschriebene Energiemangelsituation auch bei Müttern auftreten, die einen sehr großen Wurf u. / o. sehr große Früchte erwarten, da aufgrund der massiven Verdrängung von Magen und Darm keine ausreichende Nahrungsaufnahme mehr möglich ist. Dem könnte man entgegenwirken, indem man in der 2. Trächtigkeitshälfte die Kraftfutterration erhöht, um möglichst viel Energie in konzentrierter Form Platzsparend zuzuführen.

Es sollten grundsätzlich nur schlanke Weibchen zur Zucht eingesetzt werden, was u.a. eine angepasste Fütterung je nach Leistung voraussetzt. Keine langen Zuchtpausen für Weibchen, die zu Übergewicht neigen und entsprechend weniger Kraftfutter während der Zuchtpausen füttern.

Eine zu energiereiche / kohlenhydratreiche Fütterung mit viel Getreide und auch kohlenhydratreichem Saftfutter sollte schon im Vorfeld vermieden werden.

Auf ausreichende Zufuhr von Rohfaser ist grundsätzlich zu achten! Ein gutes Heu sollte in beliebiger Menge tgl. zur Verfügung stehen, der Rohfasergehalt im Kraftfutter sollte bei 10 – 14 % liegen.

Am geeignetsten neben viel Heu ist die Fütterung von Wiesengrün und etwas getreidearmen Kraftfutter. Möhren und Blattgemüse sind geeignet, während sonstiges kohlenhydratreicheres Obst und Gemüse eher etwas sparsamer gefüttert werden sollten.

Faktoren, die eine Trächtigkeitstoxikose begünstigen:

  • Übergewicht durch falscheErnährung (zu energie- bzw. kohlenhydratreich) und Veranlagung, sowie Bewegungsmangel.

Abhilfe: Leistungsorientierte Fütterung für alle Meerschweinchen im Bestand anstreben. Die Energiezufuhr nur bei trächtigen Weibchen ab der 2. Trächtigkeitshälfte und bei Weibchen während der Säugezeit erhöhen. Ausreichende Bewegungsmöglichkeiten sind ebenso wichtig, nicht nur für die Zuchtweibchen.

  • Stress (z.B. Umsetzten der Weibchen in andere Gruppen während der Tragzeit, Besitzerwechsel trächtiger Weibchen, Aufregung, enge Besatzdichte im Käfig)
  • Futterumstellungen während der Tragzeit (insbesondere bei Wechsel der Kraftfuttersorte)
  • Vit.C- Mangel

Abhilfe: Auf eine ausreichende tgl. Vit. C- Versorgung, besonders während der Trächtigkeit, achten.

  • Infektionskrankheiten mit Futterverweigerung
  • Schimmelpilzgifte (z.B. sporenhaltiges Heu) und andere Schadstoffe (Gifte aus Umwelt, Medikamente, Schadstoffe in Futtermitteln)

Symptome:                                                      Die Stoffwechselentgleisung tritt bei den Säuen schleichend ein und ist bereits schon weit fortgeschritten, wenn sich die ersten Symptome erkennen lassen.

  • Erstes Frühwarnsymptom ist plötzlicher, drastischer Gewichtsverlust innerhalb der letzten 3 Trächtigkeitswochen. Daher sind regelmäßige Gewichtskontrollen für Zuchtweibchen extrem wichtig!
  • Geringe Gewichtsverluste von 20- 30gr kommen auch bei normalen Schwangerschaften vor. Bei Toxikose können die Säue jedoch 50- 100gr und mehr verlieren. Die Tiere fressen trotz dieses Gewichtsverlustes in diesem Stadium noch normal. Sobald jedoch ein Gewichtsverlust von mehr als 30g festgestellt wird, sollte Glukose umgehend zugeführt werden, da dies, nach meinen Erfahrungen, die einzige Möglichkeit ist, die fortschreitende Stoffwechselentgleisung noch rechtzeitig zu stoppen.
  • Bleibt der Gewichtsverlust unbemerkt und unbehandelt, stellt sich früher oder später ein leichtes Sträuben der Kopfhaare ein und die Weibchen sind beim Fressen sichtlich wählerischer.
  • Man kann in einem bereits fortgeschrittenerem Stadium ein „Kopfnicken“ beim Körner fressen beobachten, sowie ein Zurückziehen der Oberlippe nach hinten, so als hätte sich ein Korn in der Wange eingeklemmt, schließlich werden die Körner wieder ausgespuckt. Diese Kaustörungen führen auch zu Problemen bei der Heuaufnahme und später auch der Grünfutteraufnahme.
  • Schluckstörungen kommen hinzu, die sich anfangs in hörbaren, schnalzenden Schluckgeräuschen äußern.
  • Trotz Interesse am Futter wird die Nahrungsaufnahme aufgrund zunehmender Schwierigkeiten beim Abschlucken letztendlich resigniert aufgegeben bzw. ganz eingestellt. Die Tiere beginnen zu speicheln (nasses Kinn) und zeigen Würgreiz, wenn man versucht, ihnen Medikamente oder Futterbrei oral einzugeben. Eine Behandlung in diesem Stadium der Erkrankung kommt meist schon zu spät!
  • Alle Bewegungsabläufe verlangsamen sich. Ein normales Laufen wird unmöglich. Die Hinterhand wird zwecks Fortbewegung nur noch plump herum gewuchtet. Manchmal wird der Kopf am Boden abgestützt.
  • Verdauungsstörungen, wie breiartiger Kot, können sich einstellen.
  • Die Feten werden spürbar träger, weil sie vom eintretenden Energiedefizit und der eintretenden Stoffwechselvergiftung mit betroffen sind. Vorzeitiges Absterben der  Früchte kommt vor. Totgeburten oder Geburtsstockung drohen. Lebend geborene Junge sind meist sehr schwach, zittrig, untergewichtig, unterzuckert und sterben in den meisten Fällen.

Behandlungsmaßnahmen:                                                                 Bei allen trächtigen Weibchen regelmäßig das Gewicht kontrollieren, in den letzten 4 Wochen vor der Geburt alle 3 Tage. Sollte sich ein drastischer Gewichtsverlust zeigen u./o. ein wählerisches Verhalten beim Fressen beobachten lassen, muss sofort mit der Zufütterung von Brei, unter Zugabe von Glukose, begonnen werden, denn nur dann besteht die Chance auf Heilung!

Für den Brei: Kraftfutter und Heu mit einer Kaffeemühle fein mahlen, etwas Babykost (Obst / Gemüse) zugeben, tgl. eine kl. Prise Ascorbinsäure (Vit.C) zugeben und das Ganze mit Wasser, Tee oder mit einer „Elektrolyt- Glukose- Lösung“ (z.B. Amynin oder Lectade) anrühren. Enthält das Elektrolyt- Glukosegemisch keinen Vit.-B- Komplex, sollte man dieses Vitamin noch zusetzen.

Mindestens 3 – 4 x tgl. 10 - 20ml. füttern und zwar so lange, bis die Sau wieder von allein alles frisst. Dies kann u.U. bis über die Geburt hinaus andauern.

Medikamentöse Versorgungsmöglichkeiten:

  • Energiedefizit ausgleichen - hierzu geeignet sind Elektrolyt – Aminosäure – Glukose - Lösungen, wie z.B. Amynin - Infusionslösung (kann auch oral gegeben werden) oder Lectade- Pulver , ein Elektrolyt- Glukosegemisch (Lösung muss angerührt werden aus 2 separaten Pulver- Beutelchen). Amynin hat den Vorteil, dass es bereits Vitamin B- Komplex enthält und ohne große Mischerei sofort gebrauchsfertig ist. Ca. 8 ml Amynin werden über den Tag verteilt eingegeben.
  • Leberschutz - Ein Mariendistel- Präparat
  • Vitaminversorgung- tgl. 1 Prise Vitamin C- Pulver und tgl. 2- 3 Trpf. Vit. B- Komplex (z.B. Polybion N- Trpf.)
  • Durchfallbehandlung- Bird- Bene- Bac- Paste oder Pulver (Fa. Albrecht) oder eine andere Bakteriensuspension zum Aufbau der gestörten Darmflora (Alternative: Eingeben von Fremdkot gesunder Meerschweinchen), plus Stullmissan- Pulver (mineral- und kräuterhaltig, gg. Durchfall)  oder Kohle  -Compretten.
  • Stabilisierung des Blutzuckerspiegels  - Die Gabe von Steroiden durch einen Tierarzt kann versucht werden. Eine englische Tierärztin und Autorin des Buches "Diseases of Domestic Guinea Pigs" empfiehlt hier Betamethason 0,1- 0,2 ml s.c. oder i.m. oder Dexamethason 0,1ml i.m.. Steroide sollen jedoch nicht in der frühen Trächtigkeit verabreicht werden, da es zu Abnormität der Feten führen kann, in der Spätschwangerschaft besteht Abort - Risiko.Der Wirkungseffekt des Medikamentes und die Rettung des Muttertieres sind hier jedoch von überwiegenderer Wichtigkeit.
  • Antibiotika - sind in Einzelfällen erforderlich, wenn Anzeichen einer Infektion hinzukommen.

 

Übertragung

Trägt eine Mutter länger als 72 Tage, beginnt die kritische Phase einer Übertragung.

Oft liegt die Ursache einer Übertragung bei sehr großen Früchten. Die Funktionsfähigkeit der Mutterkuchen ist von Natur aus nur für eine bestimmte Zeit ausgelegt, sie beginnen bei Übertragungen zu überaltern und können dann zu Versorgungsstörungen mit Sauerstoff führen u./o. zum gänzlichen Gewebsuntergang der Plazenta und damit zum Absterben der Früchte. Erschwerte Geburten bzw. Geburtsstockung, Wehenschwäche, Totgeburten mit grünlich verfärbtem Fruchtwasser, drohen.

Bevor man über eine Geburtseinleitung mit Wehenmitteln nachdenkt, sollte man sich des errechneten Geburtstermins absolut sicher sein! Weiterhin sollte man bedenken, dass die Reifungsdauer der Früchte bei Meerschweinchen recht unterschiedlich sein kann und die Babys evtl. tatsächlich mal etwas länger für ihre Entwicklung benötigten als andere.

Das Muttertier gut beobachten, auf rege Kindsbewegungen achten. Wenn der Verdacht auf Riesenbabys besteht, sollte man die Mutter evtl. röntgen lassen.

Aufgrund genannter Unsicherheiten alle erforderlichen Maßnahmen unbedingt mit dem Tierarzt absprechen.

 


Wehenschwäche

Mögliche Ursachen einer Wehenschwäche sind Beckenanomalien, unzureichend Weitgestellte Geburtswege, Gebärmutterüberdehnung, Übergewicht und Hindernisse (falsche Lage der Babys, missgebildete Babys, tote starre Babys, Riesenbabys), welche die Austreibung erschweren, so dass die Wehen übergangen werden und Ermüdung eintritt. Kalziummangel kann eine Wehenschwäche bedingen, da es bei den Wehen für die Muskelarbeit benötigt wird. Es handelt sich bei der Wehenschwäche um eine lebensbedrohliche Komplikation, sollte die Geburt deshalb ausbleiben. Lebende Junge können absterben und nach 6 – 12 Std. kann ein Zersetzungsprozess eintreten. Weiterhin besteht durch den lange geöffneten Muttermund die Gefahr einer Sepsis. Demzufolge sofort zum Tierarzt !